Rückblick auf den Vortrag von Dr. Alexander Christiani über „Diplomatie nicht zu ernst genommen“. Anekdoten aus einem diplomatischen Leben, im Café Ministerium vom 29. März 2022.

Von Wolfgang Geißler

Während der Hook– und Cod-Kriege in Holland im 15. Jahrhundert unterstützte der Heilige Römische Kaiser Maximilian I. die Bourgeoisie in den Städten (Cod) in ihrem Kampf gegen den Adel auf dem Land (Hook). Während dieser Kriege lieh Amsterdam Maximilian I. große Geldbeträge. 1489 gab der Kaiser Amsterdam aus Dankbarkeit für diese Darlehen das Recht, seine persönliche Kaiserkrone in seinem Wappen zu verwenden. Als sein Nachfolger Rudolf II. eine neue persönliche Krone schuf, änderte Amsterdam die Krone entsprechend.

Nach der Reformation benutzte das protestantische Amsterdam weiterhin die Krone des katholischen Kaisers.1804 wurde die Krone von Rudolf II. die Kaiserkrone von Österreich. Im Wappen von Amsterdam befindet sich die Kaiserkrone auf dem Wappenschild. Die Kaiserkrone ist unabhängig an verschiedenen Orten in Amsterdam zu finden. Der Turm der evangelischen Kirche Westerkerk ist mit der Kaiserkrone gekrönt und die Brücke Blauwbrug ist mit mehreren Kaiserkronen geschmückt.

Daran musste ich denken, als ich mich erinnerte, dass Undank der Welten Lohn sei. Am 10. Mai 2000, wurde unser Mann in Amsterdam, der österreichische Botschafter, wegen der Sanktionen gegen unser Land, als die ÖVP mit dem FPÖler Haider eine Koalition einging, kurzerhand von der Gästeliste für ein Botschaftsdiner mit Königin Beatrix gestrichen. Dass man Mitleid mit ihm hatte, beweist eine kurze Anekdote.

Am Tag nach dem Rauswurf läutet die Klingel bei der österreichischen Botschaft in Amsterdam, der Herr Botschafter macht auf, steht da draußen ein Passant mit einem Plastiksackerl, der sich für die Unfreundlichkeit des Ausladens vom Diner im Namen der niederländischen Bevölkerung entschuldigt und fortfährt zu sagen: „Aber ich habe mir gedacht, Sie wollen sicher was zum Essen und ich habe Ihnen was zum Essen mitgebracht.“

Dr. Alexander (Freiherr von) Christiani-Kronwald war nach diesem Erlebnis in Holland von 2000 bis 2005 Botschafter Österreichs in London, somit auch „mein Botschafter“ während meiner Zeit als Auslandsösterreicher in dem Vereinigten Königreich. Unvergesslich der Moment, festgehalten auf einem schwarz-weiß Foto, als Dr. Christiani bei seinem Antrittsbesuch formvollendet und in unübertrefflicher Eleganz Ihrer Majestät Königin Elizabeth II. die Hand küsste, so wie sie nur jemand aus dem österreichischen Adel stammend ausführen kann!

Das mag alles wie aus dem Bilderbuch erscheinen, dass es auch sehr prosaisch zugehen kann, erläuterte Dr. Christiani so:

Am Tag seines Antrittsbesuches im Buckingham Palast, wurde er von der Botschaft im Belgrave Square mit zwei Kutschen abgeholt. In der Ersten saßen er und seine Frau Gemahlin. In der zweiten fünf oder sechs des Botschaftspersonals.

Vor dem Palast stockte der Zug und musste wegen der „Changing of the Guards“ um zwölf Uhr Mittag ein paar Minuten anhalten. Tausende Touristen beobachteten das Spektakel. Da ertönte mit unmissverständlicher österreichischer Aussprache der Ausruf als man seine Kutsche erspähte:

„Schau, Mizzi, der Charles! Oid is er gwoan!“

Unser unglaublich rühriger Präsident Prof. Dr. Kurt Tiroch wusste ganz genau und gestand es auch unverhohlen, warum er bei der Wiedergründung der Österreichisch-Britischen Gesellschaft vor nahezu dreizehn Jahren Botschafter Dr. Alexander Christiani als Vizepräsident, trotz seines anfänglichen Zierens, für die Gesellschaft einspannte. Die unzähligen erfolgreichen und spannenden Vorträge im Laufe der Jahre, die auf sein Konto und seinen Einfallsreichtum gingen, bestätigen es. Sein Wissen und seine Verbindungen sind Goldes wert. Gestern war es jedoch ein besonderer und äußerst erfolgreicher Abend im Café Ministerium, das bis zum allerletzten Platz gefüllt war.

Dr. Christianis unterhaltsamer Vortrag: „Diplomatie nicht zu ernst genommen“, Anekdoten aus einem diplomatischen Leben, lud die Mitglieder auf eine humorvolle Reise durch vier Jahrzehnte seines Berufslebens ein und öffnete gleichzeitig die Fenster zu einer längst in Vergessenheit geratenen Welt. Vielleicht finden sich diese Anekdoten einmal in Paperback wieder?

Muss ich eigentlich noch das ausgezeichnete Flying Dinner und die köstlichen Getränke erwähnen? Sicher nicht, denn Perfektion und Gastfreundschaft sind das Kennzeichen des Café Ministeriums! Was aber erwähnt werden muss, ist mein Bedauern für diejenigen, die es wieder nicht zu diesem großartigen Ereignis geschafft haben. Sie haben viel verpasst.

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