Rückblick auf das Eisstockschießen und Eisbaden am Dienstag, 8. November 2022 im Badeschiff Franz Josefs-Kai 4 (bei Urania) 1010 Wien.

Von Wolfgang Geißler

Der See war fast vollständig zugefroren, sodass nur bei der Treppe im Wöhrseebad ein klitzekleiner kreisförmiger Bereich eisfrei war. Es schneite und wir zogen Kleidungsstück um Kleidungsstück aus. Begleitet von den entsetzten Rufen meiner Tochter Caro „Nicht ausziehen! Nicht ausziehen!“, fuhren wir mutig und unerbittlich fort, bis wir tatsächlich nur noch im Badeanzug und mit dicken Wollmützen vor einem dunklen, eisfreien Loch an der Treppe standen. Rückblickend weiß ich gar nicht mehr genau, wie wir uns dann doch überwinden konnten und es tatsächlich schafften, uns schlussendlich ins Eiswasser zu stürzen, aber wir machten tatsächlich nacheinander jeder drei bis vier Brustschwimmzüge mit wärmender dicker Wollmütze auf dem Kopf, den wir über Wasser hielten, in den eisigen Fluten des Wöhrsees. Der erste Kontakt mit dem Eiswasser war regelrecht schockierend. Die gesamte Kraft der Kälte drang erbarmungslos in meinen Körper ein. Fuß- und Fingerspitzen wurden sofort taub, ein Druckgefühl auf den Brustkorb entstand und meine Atmung wurde flach und schnell. Dieser gesamte erste Aufenthalt im Eiswasser dauerte nur wenige Sekunden und wir waren sehr schnell wieder an Land. Allein diese Sekundenerfahrung im Eiswasser löste ambivalente Gefühle in mir aus. Auf der einen Seite diese unbeschreibliche Kälte, die auf den Körper einwirkte, die Extremitäten wie Zehen und Finger schmerzen ließ, mich zum Hyperventilieren brachte, weil ich meinen Körper in einen Schreckzustand versetzt hatte und sich mein Brustkorb eng anfühlte. Auf der anderen Seite, nachdem wir wieder aus dem Wasser gestiegen waren, diese Euphorie, dieses Glücksgefühl, den inneren Schweinehund besiegt zu haben, obwohl sich jede Faser meines Körpers wehrte und ich niemals im Traum daran gedacht hätte, dass ich so etwas Extremes einmal machen werde – und der Stolz, es tatsächlich geschafft zu haben.

So beschreibt Julia Wittig aus Burghausen ihre Erfahrung als Eisschwimmer. Sie ist Weltmeisterin im Eisschwimmen und Weltrekordhalterin über die Eismeile (1.609 Meter). Eisschwimmen bedeutet: Bei unter fünf Grad ohne Schutzkleidung, also nur mit Badehose oder Badeanzug ins freie Gewässer zu gehen und zu schwimmen – das ist ein Extremsport.

Der Winter am Badeschiff beginnt mit 1. November und endet am 31. März. In dieser Zeit herrschen paradEisische Zustände am Schiff – auf den schönsten Terrassen von Wien findet man sechs Eisbahnen zum Eisstockschießen sowie das Punschdeck mit „Schutzhütte“ und Outdoor-Pub samt Buffet im Freien.  Und auch kein Platz für Ausreden: Eisschwimmen im ParadEis bei gegenwärtigen Wassertemperaturen unter 10 Grad.

Mit Bangen verfolgte ich seit Tagen die Wettervorhersagen für den heutigen ABS Event, frisch und fröhlich beschrieben als „Eisstockschießen und Eisbaden“, doch die prophezeiten 16 Grade kamen dann doch nicht zustande.  Es wurden immerhin nur kühle 7 Grad, was erfrischend kaltes Wasser zu erwarten ließ, aktuell, 8,7 Grad Wassertemperatur, für diejenigen, die es sich antun möchten, das „Eisschwimmen“. Der Präsident hat sich das nicht zweimal sagen lassen.

Nachdem sich alle zahlreichen Mitglieder noch schnell einen wärmenden Glühwein genehmigt hatten, traten sie hinaus auf das Deck, um an dem Eisstockschießen teilzunehmen. Dank der künstlerischen Ader Wolfgang Buchtas werden die sportlichen Fähigkeiten dieser Menschen durch eine gelungene Fotoserie veranschaulicht. Es war windig und saukalt. Eine scheinbare Vorbedingung und Vorbereitung für den Hauptevent, dem Eisschwimmen.

Unser heldenhafter Präsident, Prof. Dr. Kurt Tiroch, der sich schon im heimatlichen eiskalten Schwimmbecken für diese Herausforderung stählte, angespornt von einem echten Eisbad vor ein paar Jahren, war über die rege Teilnahme am Eisschwimmen überrascht. Seine Erwartung pendelte zwischen null und zwei Teilnehmern. Am Ende waren es doch 10 (zehn!) besonders mutige ABS-Mitglieder!.

Es ist mir eine Ehre, die Teilnehmer am Eisschwimmen für die Annalen der Österreichisch-Britischen Gesellschaft namentlich aufzulisten, da es sich hier um eine sehr außergewöhnliche Angelegenheit handelte:

  1. Eva Vaskowich-Fidelsberger
  2. Michael Gross
  3. Tanja Corkovich-Mayerhofer
  4. Oliver Sadler
  5. Eva Sadler
  6. Kurt Tiroch
  7. Martin Mayerhofer
  8. Sanja Corkovich
  9. Gerhard Oehling
  10. Peter Fürnkranz

Auch hier gibt es viele Fotos dieser wagemutigen und kühnen Schwimmer.

Worauf freuen sich die Mitglieder nach all diesen Strapazen? Auf die Wärme und Gastfreundschaft des Café Ministeriums natürlich! Hier versammelten wir uns wieder zu Getränken und einem köstlichen Flying Dinner. Ein bemerkenswerter Abend fand seinen Ausklang.

 
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