Rückblick mit vielen Fotos auf den Vortrag mit Martin Weiss „Amerika-Quo Vadis?“ in der Diplomatischen Akademie am 27. September 2023.

(Fotos: Wolfgang Geißler und Wolfgang Menth-Chiari)

Von Wolfgang Geißler

Wenn sich ein eleganter Grandseigneur wie unser Vizepräsident Botschafter Dr. Alexander Christiani am Ende des Vortrages und der folgenden Diskussion nach eineinhalb Stunden zu einem aus der Jugendsprache stammenden Ausdruck wie „Megacool“ hinreißen lässt, dann muss es seine Gründe haben. So erfahren wir, dass Dr. Christiani das über dreiviertel Jahre dauernde hartnäckige Beknien seines langjährigen Freundes Martin Weiss, ehemaliger Botschafter in den Vereinigten Staaten und jetzt Präsident des „Salzburg Global Seminar“, von dem er sagt, er wäre weniger verfügbar gewesen als sein Minister, mit dem „Bohren von harten Brettern“ vergleicht. Am Ende schaffte er es und Martin Weiss hielt seinen beeindruckend mitreißenden Vortrag vor einem gesteckt vollen Musikzimmer in der Diplomatischen Akademie. „Megacool“ indeed.

Martin Weiss spannte den Bogen seines Vortrages von „Salzburg Global Seminar“ über die 2024 Presidential Elections in den USA und wieder zurück nach Salzburg zu den Themen, die sie dort über die nächsten Monate behandeln werden.

Salzburg Global Seminar

Das Salzburg Global Seminar ist eine gemeinnützige Organisation, die sich seit 1947 mit verschiedenen Themen befasst. Seit August 2022 ist Martin Weiss, ein ehemaliger Top-Diplomat, der erste Nicht-Amerikaner, der das Salzburg Global Seminar als Präsident leitet. Er hat seine Position als Botschafter der Vereinigten Staaten aufgegeben, um diese Rolle zu übernehmen.

Das Salzburg Global Seminar im Schloss Leopoldskron feiert sein 75 jähriges Bestehen und die Verbindung zu Amerika ist eng. Drei Harvard Studenten entschlossen sich nach dem Ende des 2. Weltkrieges das Salzburg Seminar in American Studies zu gründen als einen „Marshall Plan for the Minds.“  Von 1947-2023 hat es über 40.000 Fellows weltweit, die Liste der Fellows ist imposant (siehe Foto)  über 1.000 durchgeführte Programme und mehr als 170 Teilnehmer aus aller Welt (Nordkorea ausgenommen, wie er witzelte).

„It’s the Economy Stupid“

Am 5. November 2024 werden in den USA die „Presidential Elections“ abgehalten. Joe Biden führt in den Umfragen mit 40,8 %. Die Wirtschaft läuft gut dank „Bidenomics“, ein Programm, in dem sich Biden gegen die von den Neoliberalen so geliebten „Trickle Down Economics“ (Margaret Thatcher implementierten dieses System einst, mit katastrophalen Folgen, in den UK) stellte. Er schaffte Arbeitsplätze, unterstützt die Gewerkschaften und investierte in die Infrastruktur Amerikas.

Doch Biden ist 80 Jahre alt und vielen Amerikanern graut vor einem Totalausfall während einer zukünftigen Debatte. Man darf daher brav spekulieren, dass Joe Biden vielleicht sein Amt elegant „übergibt“. Ist hier der Wunsch der Vater des Gedanken?

Donald Trump hat Umfragewerte von 55 %. Und wie geht es ihm? Er steht mit dem Gericht auf Kriegsfuß, hat aber patzig angekündigt, dass er sich selbst, als gewählter Präsident amnestieren wird, sollte die Gefahr bestehen, dass er sich im Gefängnis wiedersieht. Seine Gegner wollen ihm über das 14. Amendment, Section 3 an den Kragen. Das verbietet nämlich jemanden auf dem Wahlzettel aufzuscheinen, „who has engaged in insurrection or rebellion or given aid or comfort….“  War nicht der 6. Jänner 2021 eine solche Rebellion?

Zeitenwende

„Wir erleben eine Zeitenwende. Und das bedeutet: Die Welt danach ist nicht mehr dieselbe wie die Welt davor“ Olaf Scholz, deutscher Bundeskanzler.

Es herrscht Krieg! Ein heißer Krieg auf europäischen Boden in direkter Nachbarschaft zu Österreich. Die Zeitenwende wurde auch damit eingeläutet, dass die USA freiwillig und freizügig seinen Verbündeten Informationen des Feindes zukommen lässt, so wie sie es in Echtzeit selbst lesen konnten. Dadurch vereinte sich Europa in seiner Unterstützung der Ukraine.

Von 5000 Stahlhelmen auf 17 Milliarden Euro befördert Deutschlands Unterstützung das Land auf die 2. Stelle hinter den USA. Und das mit einer Rot-Grünen Koalition. Europäische Waffen sind massiv im Einsatz.

EU-Kommission schwört Rüstungsfirmen auf „Kriegswirtschaft“ ein.

Industriekommissar Breton will die Munitionsproduktion in Europa mit Milliardensubventionen ankurbeln. Zur Not will er Unternehmen auch zwingen, ihre Exporte umzuleiten.

Die Europäische Kommission plant, die Munitionsproduktion in Europa zu fördern und mit einer Milliarde Euro zu unterstützen. Das Ziel ist es, die europäische Verteidigungsfähigkeit zu stärken und die Ukraine mit einer Million Artilleriegeschossen zu beliefern. Die EU-Kommission hat einen Gesetzesvorschlag erarbeitet, um die Regelwerke zu vereinfachen und Genehmigungsverfahren zu beschleunigen. Die Finanzierung des Produktionsausbaus für Munition soll durch 500 Millionen Euro an EU-Geldern und weitere 500 Millionen Euro durch Kofinanzierung der Mitgliedstaaten erfolgen. EU-Industriekommissar Thierry Breton ist zuversichtlich, dass die Produktionskapazitäten in Europa innerhalb von zwölf Monaten auf eine Million Schuss pro Jahr gesteigert werden können.

Schon 2015 hat der bekannte Historiker Timothy Snyder in Salzburg davor gewarnt, dass Putin die EU vernichten will. Daher darf Russland den Krieg gegen die Ukraine nicht gewinnen!

China

Vier Sterne General Mike Minihan warnt das Pentagon, dass seiner Meinung nach es 2025 zu einem Krieg zwischen den USA und China kommen wird.

Das könnte für uns fatal werden, denn, während die Vernetzung mit Russland vernachlässigbar ist, ist die mit China wichtig, denn die EU ist ein guter Partner für China und die USA.

Harte Zeiten kommen auf uns zu. Müssen wir uns bald warm anziehen?

Nach einer fulminanten Endrunde, in denen unsere Mitglieder mit Martin Weiss diskutierten und Fragen stellten, übersiedelten wir wieder zum Buffet und den Weinen der Diplomatischen Akademie.

Megacool!

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