Rückblick auf den Vortrag von Mag. Christoph Wagner-Trenkwitz im Café Ministerium am 17. Mai 2024.

Fotos: Wolfgang Geißler, Wolfgang Menth-Chiari und Wolfgang Buchta.

Von Wolfgang Geißler

 

Einleitung

Mag. phil. Christoph Wagner-Trenkwitz, eine herausragende Persönlichkeit der österreichischen Kulturszene, beeindruckt mit Charme und Witz. Er führt uns in die Welt des Wiener Opernballs und gewährt Einblicke hinter die glamourösen Kulissen. Als Musiker, Schauspieler, Autor und Kabarettist hat er eine einzigartige Position in der Kulturwelt.

Geboren am 18. Juni 1962 in Wien, begann seine beeindruckende Karriere früh. Mit vielseitigen Talenten und tiefem Wissen in Musikwissenschaft ist er ein herausragender Interpret der Operette. Als Intendant der Operette Langenlois und Dramaturg am Staatstheater am Gärtnerplatz in München bringt er seine Leidenschaft für Musikgeschichte in unvergessliche Inszenierungen ein.

Seine eloquente Art als TV-Kommentator des Wiener Opernballs begeistert das Publikum. Wagner-Trenkwitz macht das Geschehen im Ballsaal lebendig und vermittelt die Magie des Events auch den Fernsehzuschauern.

Als Intendant und Dramaturg zeigt er eine tiefe Verbundenheit zur Operette und wahrt dabei die Balance zwischen Tradition und Moderne. Seine Inszenierungen sind ein Fest für die Sinne und eine Hommage an die Geschichte der Operette.

Christoph Wagner-Trenkwitz ist eine führende Persönlichkeit im österreichischen Kulturleben, der traditionelle Veranstaltungen wie den Wiener Opernball einem breiten Publikum zugänglich gemacht hat. Er verkörpert die Wiener Kultur in ihrer schönsten Form und zeigt, dass die Liebe zur Musik und zur Bühne zeitlos ist.

Mit seinem tiefen Verständnis und seiner Verbundenheit zur österreichischen Kultur hat Wagner-Trenkwitz einen bedeutenden Beitrag zur Erhaltung und Weiterentwicklung geleistet. Er ist nicht nur ein Kommentator und Intendant, sondern auch ein Botschafter der Musik und der darstellenden Künste.

Juni: Sechs Veranstaltungen in dreißig Tagen

Die Ankündigungen, von unserem Präsidenten Prof. Dr. Kurt Tiroch mit großem Elan als Einleitung vorgetragen, hatten es in sich: Satte sechs Veranstaltungen in dreißig Tagen wird es im Juni geben. Ich glaube, das ist sicherlich ein Rekord, auf den wir als Österreichisch-Britische Gesellschaft stolz sein dürfen.

Professor Tiroch hatte gestern jedoch auch mit lästigen Problemen zu kämpfen, nämlich dem miesen Pfeifen des hauseigenen Soundsystems. Für die technisch Neugierigen unter unseren Lesern eine kleine Erklärung: Wenn das Mikrofon manchmal pfeift, entsteht das durch eine Rückkopplung oder im Englischen „Feedback“. Dazu kommt es, wenn das Mikro ungünstig zum Lautsprecher steht und so nahe ist, dass es die verstärkten Töne, die aus dem Lautsprecher kommen, wieder aufnimmt.

Vom Kampfhund Amelie

Magister phil. Christoph Wagner-Trenkwitz, der Professor Tiroch folgte, wurde nach dessen Eigenbeschreibung als seriöser Vortragender angekündigt, bezweifelte aber sofort diese Bezeichnung. Ich nehme an, dass es davon abhängt, wie man „seriös“ definiert. Das Thema „Zwischen Opernball und Operette“ ist sicherlich „seriös“ genug, wurde aber von ihm mit so viel Witz und Humor vorgetragen, dass er oft genug von hellem Gelächter unterbrochen wurde – sowie auch von dem miesen Pfeifen. Er konnte sich am Ende nur so helfen, dass er sich hinter eine Bank wie in einem Beichtstuhl kniend verzog, um von dort weiterzufahren. Er erzählte, dass es wohl unser Vorstandsmitglied Mag. Eva Vaskowich-Fidelsberger war, die ihn dazu überredete, für uns den Vortrag zu halten. Noch immer kniend, beichtete er, dass er es nur tat, weil Mag. Vaskowich-Fidelsberger sonst ihren Kampfhund Amelie auf ihn gehetzt hätte. Als Amelie das hörte, verkroch sie sich beleidigt.

Über die Operette

„Sprich nie zum Thema“ funktioniert nicht ewig. Das dämmerte auch Mag. Wagner-Trenkwitz. Er entledigte sich des Themas „Opernball“ mit der kurzen Feststellung, dass „er unfassbar niveaulos“ sei. Damit aus dem Weg geräumt, widmete er sich der Operette und räumte mit einem Missverständnis auf. Wir vermuten hinter der Operette etwas Seichtes, was sich in Wortschöpfungen wie „Operettenhaft, Operettenstaat“ als schlechter Ausdruck wiederfindet. Sicher ist, dass die Operette ein Genre der Vergangenheit ist. Diese Kunstform gab es seit dem 18. Jahrhundert. Das Genre, das heute im engeren Sinn als Operette bezeichnet wird, entstand als eigenständige Kunstform um 1848 in Paris. Damals war die Operette modern, erotisch und politisch.

Nach dem Ersten Weltkrieg begann für die Kunstform eine dezidiert neue Ära. Die dabei entstandenen Stücke nennt man oft „Silberne Operetten“ im Gegensatz zur sogenannten „Goldenen Operette“ des 19. Jahrhunderts.

Mag. Wagner-Trenkwitz erklärte uns auch, warum man den Namen der Operette „Gräfin Mariza“ von Emmerich Kalman (1924) wie „Mariza“ aussprechen soll. Er spielte auf den Namen Marika Rökk an, wobei dieser ein ungarischer Name ist und daher Marika ausgesprochen werden müsste. Mariza ist aber slawisch, da sich die Geschichte in Kroatien abspielt, in Varasdin.

„Komm mit nach Varasdin, so lange noch die Rosen blüh’n,

Dort woll’n wir glücklich sein, wir beide ganz allein.

Du bist die schönste Fee, von Debrezin bis Plattensee,

Drum möcht mit dir ich hin nach Varasdin.

Denn meine Leidenschaft brennt heißer noch als Gulaschsaft,

Und in der Brust tanzt s’Herz mir Csardas her und hin.

Komm mit nach Varasdin, so lange noch die Rosen blüh’n,

Dort ist die ganze Welt noch rot-weiß-grün.“

Der Lacher war auf Seiten des Publikums, das natürlich wusste, dass Varasdin nie ungarisch war.

Die gute alte Operette

Wenn wir heute noch von der „guten alten Operette“ reden, dann müssen wir wissen, dass das eine Erfindung des Nationalsozialismus war: belanglos und kitschig. Und so ist es noch heute.

Er beschrieb auch kurz das Phänomen der Gegenwart „Yellowfacing“, wo weiße Schauspieler etwa keine Chinesen mehr spielen dürfen.

Abschließend lud er uns ein, einmal doch nach Langenlois zu einer Vorstellung zu kommen. „Wenn Ihnen nach der Ouvertüre fad geworden ist, gehen Sie einfach ins Winzerdorf.“ Wir lachten darüber. Also legte er nach: „Ein Antialkoholiker wird nicht so bald Intendant in Langenlois.“

Tosender Applaus, doch nicht genug damit. Professor Tiroch ließ nicht locker und schließlich überredete er Mag. Wagner-Trenkwitz, doch wenig Bekanntes über den Opernball zu erzählen. Eigentlich, Mag. Wagner-Trenkwitz meinte, dass alles an die Öffentlichkeit gedrungen sei, denn es geschah vor den TV-Kameras und einem Millionenpublikum.

„Herr Präsident, die Republik wartet!“ – Alfons Haider zu Bundespräsident Heinz Fischer.

Wenn ein Opernball-Moderator auf seinen eigenen Schmäh hereinfällt.

„Zur Schwäbischen Jungfrau“ – seit 1720 ein Begriff für erlesene Tisch-, Bett- und Frotteewäsche. Alfons Haider zu Johanna Vanicek, Eigentümerin der „Schwäbischen Jungfrau“: „Dreihundert Jahre Jungfrau, das muss gefeiert werden!“

Komplett verstört reagiert Haider auf diesen Sager: „Jetzt haben Sie mich am falschen Ufer erwischt.“

Das alles vor einem Millionenpublikum gesagt lässt ihn nicht mehr los und er wendet sich an Maria Happel, deutsche Schauspielerin und Regisseurin: „Stellen Sie sich vor, Maria, da habe ich gesagt, dass man mich am falschen Ufer erwischt hat.“ Worauf sie erwiderte: „Das wird dann wohl in die Genitalien reingehen.“

Es gab noch etliche Fragen und Antworten, bis Prof. Tiroch besorgt Einhalt gebot. Sie wissen schon, die Ankündigung, dass die Suppe kalt und das Bier und der Wein warm werden, verfehlt nie ihre Wirkung.

Doch konnte Mag. Wagner-Trenkwitz noch eine letzte Bemerkung an die Leute bringen: „Ich habe beim Opernball Menschen kennengelernt, die ich am Tag darauf wieder vergessen habe.“

Nicht vergessen werden sicherlich unsere Mitglieder, die so zahlreich erschienen sind, das exzellente Flying Dinner und die vielen Getränke, serviert von unserem Café Ministerium. Und Christoph Wagner-Trenkwitz verließ das Café Ministerium nicht mit leeren Händen. Unser Präsident übergab auch ihm sein jüngstes Buch: „Führen mit Macht. Die Power der reifen Generation“. Trotz seines noch vergleichsweise jungen Alters darf man Mag. Wagner-Trenkwitz bereits dazuzählen.

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