Rückblick auf den Vortrag von Prof. Dr. Friedrich Indra „E-Mobilität – Zwischen Fluch und Segen“ im Café Ministerium am 6. Mai 2024.

Fotos: Wolfgang Geißler und Wolfgang Buchta.

Von Wolfgang Geißler

Es war ein Donnerwetter, das den Auftritt unseres Präsidenten Prof. Dr. Kurt Tiroch begleitete, als er seine einführenden Worte zum Vortrag von Prof. Dr. Friedrich Indra an uns richtete. Ein greller Blitz erhellte kurz das Café Ministerium, gefolgt von einem grollenden Donner. Kurz darauf brach der Sturm los und der Himmel öffnete seine Schleusen. Ein monsunartiger Regen ergoss sich über den Georg Coch Platz. Draußen kämpfte ein einsamer Gast, der sich im Schanigarten an einem Tisch niedergelassen hatte, mit seinem Regenschirm gegen Windböen und Regen, ließ sich jedoch nicht von seinem Platz vertreiben. Mit einer gewissen Anteilnahme beobachtete ich ihn durch das Fenster.

Professor Tirochs analytischer Rückblick von 2013 bis zur Gegenwart beschrieb eindrucksvoll die E-Mobilität und BYD „Build Your Dream“ aus China. Ja, die Chinesen sind präsent mit ihrer massenhaften Produktion von E-Autos, aber auch mit der ernüchternden Erkenntnis, dass Käufer fehlen. Richtig gehört. Die E-Mobilität erfährt nicht nur eine Delle in der Nachfrage, sondern einen regelrechten Einbruch, wie Professor Tiroch konstatierte und das weltweit. Am Ende regelt der Markt alles. Eine imposante Bestätigung des alten Sprichworts: „Der Kunde hat immer Recht.“

Als Mitglied des Rotary Clubs Wien Nord Ost hatte unser Vorstandsmitglied Botschafter Colin Munro CMG das Privileg, Prof. Dr. Friedrich Indra persönlich kennenzulernen. Prof. Indra war bereits Mitglied, als Colin sich im Jahr 2004 dem Rotary anschloss, und er konnte somit dessen Fachkompetenz und beeindruckende Karriere verfolgen. Ein Blick auf Professor Indras Wikipedia-Seite genügt, um zu erkennen, dass er zu den angesehensten Automobil-Ingenieuren weltweit zählt. Insbesondere seine Pionierarbeit im Bereich der Turboaufladung hat die Leistung und Effizienz von Verbrennungsmotoren, insbesondere von Dieselmotoren, revolutioniert. Denken Sie nur an Audi, die Marke, mit der er am meisten assoziiert wird: „Vorsprung durch Technik“. Professor Indra hat die Technologien entwickelt, die diesen Vorsprung ermöglicht haben. Doch auch seine Zeit als Motorenentwicklungsingenieur bei GM in den USA hat seinen Erfahrungsschatz bereichert.

Colin Munros Bemühungen sind es zu verdanken, dass Professor Dr. Friedrich Indra gestern Abend zu uns im vollen Café Ministerium sprach. Auch für ihn war dies ein neues Erlebnis, wie er uns anvertraute.

Professor Dr. Indras Vortrag, den er stehend, lässig an der Rückenlehne einer Sitzgarnitur lehnend, uns zum Besten gab, könnte man unter der Überschrift zusammenfassen, die er geprägt hat:

Eine politische Lüge.

Professor Indras Standpunkt zur Elektromobilität ist klar und durchdacht. Er betont, dass Elektroautos nicht so umweltfreundlich sind, wie oft behauptet wird, wenn man die gesamte Lebensdauer betrachtet, angefangen bei der Batterieproduktion bis zur Entsorgung. Zudem weist er darauf hin, dass Verbrennungsmotoren noch immer großes Potenzial für weitere Verbesserungen in Effizienz und Emissionsreduktion bieten. Botschafter Munro zitiert (mir) ein persönliches Beispiel: einen 17 Jahre alten Audi Sechszylinder-Turbodiesel mit Allradantrieb, um dies zu verdeutlichen. Mit einer Leistung von 232 PS und einem durchschnittlichen Kraftstoffverbrauch von 7 Litern pro 100 km hat er bereits 250.000 Kilometer auf dem Tacho und läuft noch immer wie am ersten Tag. Prof. Indra argumentiert, dass solche Fahrzeuge, wenn richtig gewartet, eine lange Lebensdauer haben und somit nachhaltiger sein können als ihre elektrischen Pendants.

Ein weiteres Argument, das Prof. Dr. Indra anführt, betrifft die Kundenpräferenzen. Elektroautos mögen zwar ihre Vorteile haben, aber letztendlich entscheidet der Markt darüber, welche Technologie sich durchsetzt. Die begrenzte Reichweite und das Netz an Ladestationen stellen nach wie vor Hindernisse dar, insbesondere für Kunden ohne eigene Garage. Zudem zeigen Statistiken, dass der Großteil der Elektroautos bisher von Unternehmen gekauft wurde, während das Interesse von Privatkunden sinkt, sobald Subventionen wegfallen.

Die Pläne der EU ab 2035 neue Verbrennungsmotoren zu verbieten, werden von Prof. Indra als unrealistisch angesehen. Obwohl die Medien darüber berichten, gibt es noch viele Herausforderungen zu bewältigen, insbesondere im Bereich der E-Kraftstoffe wie Wasserstoff. Die Herstellung von Kraftstoff aus Pflanzen hat sich als suboptimal erwiesen, und die Automobilhersteller halten weiterhin an Verbrennungsmotoren fest, während sie gleichzeitig ihre Produktion von Elektroautos ausbauen. Hier kommt eine Wahlempfehlung ins Spiel: bei den Europäischen Parlamentswahlen die Europäische Volkspartei zu wählen, da sie versprochen hat, das Verbrennerverbot wieder aufzuheben.

Als erfahrener Dozent bringt Professor Indra seinen Standpunkt mit trockenem Humor auf den Punkt. Er wiederholt gerne, nahezu triumphierend, dass die Nachfrage nach Elektroautos nachgelassen hat und sagt ironisch: „I told you so.“

Colin Munros persönliche Erfahrung mit seinem Audi-Turbodiesel, der nicht den Anforderungen der Ultra Low Emission Zone (ULEZ) in London entspricht, unterstreicht die aktuellen Herausforderungen. Die ULEZ erhebt eine tägliche Gebühr von 12,50 GBP für Fahrzeuge, die nicht den Emissionsstandards entsprechen. Obwohl er bereits 2007 auf Diesel umgestiegen ist, basierend auf damaligen Umweltversprechen, zeigt sich jetzt, dass dies nicht die nachhaltigste Entscheidung war. Botschafter Munro, der respektvoll Professor Indra mit „per Sie“ ansprach, holte sich eine Rüge ein, da sie als Freunde doch „per Du“ seien.

Unser Vizepräsident Botschafter Dr. Alexander Christiani hingegen hinterfragte die Erkenntnis, dass das Problem natürlich die Batterien seien, aber doch die Chinesen gescheite Leute seien und wohl an einer Entwicklung arbeiten würden. Denn es könne doch nicht sein, dass da nichts weitergehen soll. Professor Indra wies dies ab, indem er sagte, dass man Gerüchten nicht glauben solle und dass Batterien einem chemischen Prozess unterworfen seien. Daran könne sich nichts ändern. Batterien werden immer Batterien bleiben.

Die Debatte über Elektromobilität ist komplex und kontrovers. Prof. Dr. Friedrich Indra betont jedoch die Notwendigkeit einer ganzheitlichen Betrachtung. Die Einführung der Elektromobilität bietet zweifellos Potenzial für eine sauberere und nachhaltigere Zukunft, birgt aber auch Herausforderungen, die nicht unterschätzt werden sollten. Es ist entscheidend, alle Aspekte zu berücksichtigen, um sicherzustellen, dass wir den richtigen Weg einschlagen, um unsere Umwelt zu schützen und eine nachhaltige Mobilität zu gewährleisten. Die Verlagerung der für uns unerwünschten Umweltprobleme etwa an die Chinesen ist sicherlich nicht der Weisheit letzter Schluss.

Die Debatte zwischen den Mitgliedern und Professor Indra endete mit den bereits bekannten Worten unseres Präsidenten: „Irgendwann müssen wir aufhören, denn das Bier und der Wein werden warm und die Suppe kalt!“ und der Bitte von Professor Indra: „Ich hoffe, dass mir die Damen nicht böse sind.“ Dies bezog sich darauf, dass er zu Beginn seines Vortrags feststellte, dass seine Erklärungen technischer Natur auch für die Damen verständlich sein werden. (Autsch!)

Was folgte, war die bereits traditionelle Gastfreundschaft des Café Ministeriums mit einem wirklich exzellenten Flying Dinner und viel kaltem Bier oder Wein. Und Professor Dr. Friedrich Indra verließ das Café Ministerium nicht mit leeren Händen. Unser Präsident übergab ihm mit Widmung sein jüngstes Buch: „Führen mit Macht. Die Power der reifen Generation“. Zweifelsohne zählt auch Professor Indra dazu.

***