Von 30.Mai bis 2.Juni besuchte eine Gruppe von 17 Mitgliedern erstmals Cornwall, das die meisten von uns nur von den Büchern und Filmen von Rosamunde Pilcher kannten. Idyllische und atemberaubende Landschaften und Küstenstreifen haben wir erwartet und auch erleben dürfen – die filmischen Liebesgeschichten mit Herz und Schmerz haben wir aber ausgelassen.
Zur Abwechslung beginne ich den Bericht gleich mit dem Resümee. Die Reise war interessant, unterhaltsam und überraschend. Interessant, weil wir tatsächlich einige klassische Sehenswürdigkeiten sowie beeindruckende Landschaften und Begegnungen genießen durften. Unterhaltsam, weil wie bei allen unseren Reisen viel gelacht wurde und wir uns amüsant unterhalten konnten. Überraschend, weil wir selten so viele Hoppalas und stressige Situationen miterlebt haben. Im Nachhinein verstehe ich jetzt auch, warum wir für 17 Teilnehmer 2 sehr bemühte Guides während der gesamten Reise dabei hatten – das war letztlich auch notwendig.
Aber der Reihe nach. Nach der Ankunft in London/Heathrow mussten wir gleich mal länger auf den Bus warten. Damit begann schon die Verspätung am Weg direkt zu Morgan Motors. Dort wurden wir in die Vergangenheit der Produktion von traditionellen englischen Sportwagen versetzt. Die Produktionshallen inklusive der benutzten Werkzeuge haben sich seit 100 Jahren kaum verändert und die Geschichte und Patina war überall zu spüren. Die 800 Autos pro Jahr werden immer noch alle von 200 Mitarbeitern handgefertigt – mit Holz, Aluminium und Leder.
Der nächste Stop war in Braemore House, wo uns der Eigentümer persönlich die jahrhundertealte Tradition im Detail erzählte. Die endlosen Räume und Hallen sind mit Antiquitäten, Bildern und Portraits vollgestopft und erschlagen einen einfach. Wie man das sauber, geputzt und geordnet halten kann, bleibt mir völlig unverständlich.
Mit weiterer Verspätung ging es mit 3 Stunden Busfahrt zum 5 Sterne Bovey Castle Hotel.
Ein mehr als beeindruckendes traditionelles Schlosshotel – riesengroß, komfortabel, nobel und mit perfektem Service. Um 23 Uhr (mit 2 Stunden Verspätung) wurde ein hervorragendes 3 Gang Menü inklusive köstlichen Weinen kredenzt. Der mitternächtliche Barbesuch blieb nur 3 Teilnehmern inklusive mir vorbehalten. Da fast alle Gäste seit 4 Uhr früh auf waren, ist das dann auch kaum verwunderlich. Erwähnen sollte ich noch, daß unser 53-sitziger Bus total neu und seit einem Monat in Betrieb war. Wir hatten auch einen tollen Busfahrer, aber bei der Schlosseinfahrt scheiterte er beinahe. Mehrfache Versuche und eine richtige Millimeterarbeit waren notwendig, um durchzukommen – vom Zeitverlust gar nicht zu sprechen.
Am nächsten Morgen ging es weiter zum Cornwall Eden Projekt. Ein ehemaliger Krater einer alten Mine wurde vor 20 Jahren zu einem riesigen überdachten botanischen Garten umgewandelt. Ein einmaliges Priojekt, in dem wir uns zurückgesetzt in den Regenwald von Costa Rica und Uganda wähnten. Nach dem mehr als sehenswerten Projekt ging es schon wieder los. Der Bus hatte eine große Verspätung. Warum? Sie ahnen es bereits – auch bei der Schlossausfahrt kam er nicht durch und brauchte dazu eine ganze Stunde. Die Zeit fehlte uns, sodass wir gerade noch die Fähre in Penzance pünktlich erreichten – die Nerven unserer beiden Guides waren aber mehr als strapaziert. Nach etwa 3 Stunden erreichten wir St.Marys/Scilly Islands und checkten im Star Castle Hotel ein. Fast alles ist gut gelaufen, allein 3 Teilnehmer wurden beim Landgang vergessen und mussten selber den Weg zum Hotel finden. Ein fulminantes Abendessen entschädigte alles. Als besondere Überraschung wurde uns vor dem Abendessen vom Hausherrn Robert Francis, den ich vor 2 Jahren in Wien kennengelernt hatte, eine Weinverkostung mit eigenem und Wein von Willi Opitz angeboten.Zur Vorspeise wurden wir auf einen halben Hummer eingeladen – für mich der Beste, den ich je gegessen hatte. Kein Wunder – der Hausherr hatte ihn persönlich am Morgen aus dem Meer gefischt – was für ein besonderes Service!
Der nächste Tag stand zur freien Verfügung. Einige machten das Dörfchen St.Marys unsicher, andere fuhren mit dem Boot zu benachbarten Inseln. Welch Überraschung – die See war rauh und der Wind heftig, sodass alle relativ nass wurden. Laut Berichten gab es auch manche, die bis zur Unterwäsche durchnässt waren. Zu dritt waren wir am Golfplatz und haben eine Runde gespielt. Es gibt wahrscheinlich nicht viele Golfer weltweit, die den St.Marys Golfplatz gespielt haben. Er ist sehr rustikal, anspruchsvoll und völlig unübersichtlich. Beim Abschlag über die vielen Hügel sieht man nie, wohin man eigentlich schlagen soll. Trotz dieser Herausforderung hatten wir viel Spaß.
Der nächste und letzte Tag hatte es wieder in sich. Mit 2 Kleinflugzeugen sollten wir wieder zum Festland fliegen, wo der Bus auf uns wartete. Pünktlich waren wir am Flughafen und pünktlich startete das erste Flugzeug mit einigen Teilnehmern – das zweite mit dem Rest sollte 30 Minuten später abfliegen. Es kam, wie es kommen musste – kein Flugzeug da. Nach einer Stunde erlaubte ich mir, nachzufragen. Die Antwort: Das Flugzeug ist im Hangar und muss repariert werden. Es kommen 2 Kleinflugzeuge für jeweils 6 Personen mit jeweils einem Piloten (!?) – tatsächlich landeten wir mit 2 Stunden Verspätung auf dem Festland. Eine Besichtigung des berühmten Titangel Castle stand am Programm. Daran war aber nicht mehr zu denken – wir mussten direkt nach London fahren, um unseren Heimflug abends noch zu erreichen. Zwischenzeitlich sah es bei gewissen Stauphasen auf der Autobahn gar nicht gut aus. Die Nerven der Guides wurden neuerlich ordentlich strapaziert. Aber Ende gut und Alles gut. Wir kamen pünktlich am Flughafen an.
Damit ging die interessante, amüsante und überraschende Cornwall Reise zu Ende. Ein großes Dankeschön gebührt unseren beiden Guides, die uns mit umfangreichen Informationen und Geschichten fütterten, sich Ihre nervliche Anspannung kaum anmerken ließen und uns wohlbehütet und sicher begleitet haben!