Was die Österreichisch-Britische Gesellschaft so ganz anders macht, so speziell, ist ihre Einzigartigkeit einer Freundschaftsgesellschaft. Nicht nur im Bilateralen zwischen Österreich und Großbritannien, sondern auch untereinander. Im Laufe der Zeit kennt nahezu jeder jeden und es werden freundschaftliche Bande geknüpft. Niemand erkennt das besser als der Autor dieser Zeilen, der auch als fleißiger Fotograf, wie ein Schmetterling (oder sollte es wie eine Biene heißen?) von Blüte zu Blüte flatternd, sich emsig durch die Reihen oder Tische zwängt, um die Atmosphäre der Veranstaltung einzufangen. So war es auch wieder gestern im Musiksalon der Diplomatischen Akademie beim lang erwarteten, von unserem Vizepräsidenten Botschafter Dr. Alexander Christiani eingefädelten Vortrag des Polizeipräsidenten für Wien, Hofrat Mag. Dr. Gerhard Pürstl über die Sicherheitslage in Wien.

Um es gleich vorwegzunehmen: Wien ist noch immer einsame Spitze in puncto Sicherheit. Das belegen Studien im In- und Ausland, in denen Wirtschaft, Gesundheit und Kultur durchleuchtet werden, wobei das Thema „Sicherheit“ einen besonderen Stellenwert einnimmt. Die Kriminalstatistik ist ein wesentlicher Bestandteil dieser Studien, wenngleich auch gesagt werden muss, was nicht passiert, ist wohl gut, aber schwer messbar.

Man muss es aber auch so sehen: Wien wächst jährlich um die Größe von Eisenstadt (über 14.000 Einwohner), Favoriten, der zehnte Wiener Gemeindebezirk ist bald so groß wie Graz,  die zweitgrößte Stadt Österreichs mit nahezu 300.000 Einwohner und dennoch nimmt die Kriminalität ab und die Aufklärungsrate zu! Das waren um 2004 noch 250.000 Kriminalfälle mit einer Aufklärungsrate von 25 % und sind 2019 nur noch 170.000 Fälle aber mit einer Aufklärungsrate von bereits 44,8 %!

Schauen wir uns den Vergleich objektive Sicherheit versus subjektive Sicherheit an. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, die Leistung der Wiener Polizei den Bürgern sichtbar zu machen, etwa, dass „echte“ Kriminalfälle, wie Einbrüche u. ä. um ein Drittel, Morde in den 70er-Jahren noch 50 pro Jahr,  auf 15 zurückgegangen sind. Das ist auf den Professionalismus zurückzuführen, sowie auch auf die Tatsache, dass es heute unmöglich ist, keine Spuren zu hinterlassen.

Ein wesentlicher sicherheitspolizeilicher Schwerpunkt liegt darin, den „Tatort“ Wien für Kriminelle so unattraktiv wie möglich zu machen. Daher sind tagtäglich hundert Blaulichtstreifen unterwegs, um Kriminelle zu verunsichern. Die Einsatzzentrale erhält pro Jahr 1 Million Notrufe, von denen ein Drittel echte Einsätze darstellen, wobei unglaublicherweise die durchschnittliche Wartezeit nur ein bis zweieinhalb Minuten ist!

Eine wahre „Schwerarbeit“ für die Polizei sind Versammlungen und Demonstrationen. Gemäß unseres 150 Jahre alten Versammlungsrecht entscheidet die Polizei, ob eine Versammlung oder Demonstration stattfinden darf, anderswo in Europa die Administration.

Präsident Dr. Pürstl ist stolz auf seine 8000 Beamten, die, wie er sagt, gerne Dienst machen. Als Beweis zitiert er, dass während der Terrornacht in Wien am 2. November 2020, in der vier Menschen umgebracht und 22 Personen verletzt wurden,  über 1000 Polizisten sich freiwillig zum Dienst meldeten. Obwohl oder gerade weil Wien „Terror-erprobt“ ist, werden aktuell staatspolitische Schwerpunkte vorbereitet.

Hier zeigt sich aber leider ein latentes Problem. Obwohl die Wiener Polizei so viel Beamte aufnehmen können, wie sie nur wollen, erweist sich die Rekrutierung von Wiener Kollegen aus unterschiedlichen Gründen als schwierig. Präsident Dr. Pürstl war nahe daran, das Werbeplakat von 1960 zu zitieren: „Bist du jung, gesund und frei, komm zur Wiener Polizei“.  Man kann gut verdienen, sagt er. Ich glaube, wir haben keine Chance, denn die meisten von uns sind schon viel zu alt!

Die darauffolgende Diskussion, von unserem Vizepräsidenten Botschafter Dr. Alexander Christiani mit diplomatischem Fingerspitzengefühl moderiert, erbrachte viele interessante Punkte. Leider musste sich Hofrat Mag. Dr. Gerhard Pürstl bald verabschieden und wir begaben uns zum reichlichen Buffet und erstklassigen Weinen der Diplomatischen Akademie.

Ich werde nie müde zu wiederholen: schade, wenn Sie gestern die Veranstaltung der Österreichisch-Britischen Gesellschaft verpasst haben, Sie haben etwas versäumt. Doch die nächste kommt schon bald!

Wolfgang Geißler

 
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