Rückblick auf den Vortrag Prof. DDr. Johannes Huber im Café Ministerium am Dienstag, 20. September 2022.
Von Wolfgang Geißler
„Robinsons Barley Water, anything else just isn’t tennis”.
Ich vermute, dass viele unserer anglophilen Mitglieder, die meisten sind ja jünger als ich, noch nie etwas von Robinsons Barley Water gehört haben. Ich habe das gestern mit meinem Gegenüber ausprobiert und wurde nur mit dem leeren Blick des Unverständnisses belohnt.
Gerstenwasser, normalerweise mit Zitrone oder anderen Früchten aromatisiert, ist ein beliebtes britisches Erfrischungsgetränk. Es kann hergestellt werden, indem gewaschene Graupen gekocht, abgesiebt, dann das heiße Wasser über die Schale und / oder das Fruchtfleisch gegossen und nach Belieben Fruchtsaft und Zucker hinzugefügt werden. Die Membran kann auch mit der Gerste gekocht werden.
Das Trinken von gekochter Gerste in Wasser, ob gesiebt oder nicht, ist eine uralte Praxis. Gerstenwasser wurde als erste Babynahrung vor der Fütterung mit Gerstenbrei verwendet. Es wird auch zur Behandlung von Blasenentzündungen eingesetzt. In Mexiko werden Getränke namens Aguas Frescas von Straßenhändlern nach ähnlichen Methoden hergestellt.
In Großbritannien ist Robinsons Lemon Barley Water, jetzt eine Marke von Britvic, bei Eltern und Kindern gleichermaßen beliebt. Es wird in Flaschen mit einem Liter Konzentrat verkauft, das normalerweise mit drei bis fünf Teilen kaltem Wasser verdünnt wird. Es kann auch heiß getrunken werden, was dazu neigt, den Zahnschmelz vorübergehend zu beeinträchtigen, was ein seltsames Gefühl vermittelt, dass die Zähne ein wenig weich geworden sind, obwohl es keine dauerhafte Veränderung gibt.
Lemon Barley Water hat eine lange Verbindung mit Wimbledon und ist immer noch das offizielle Getränk, das Spieler auf dem Platz erhalten.
Der Politiker Josiah Wedgwood, 1. Baron Wedgwood, soll 1913 im Parlament einen Filibuster inszeniert haben, bei dem er sich mit Gerstenwasser und Schokolade ernährte.
Robinsons wurde zum königlichen Hoflieferanten von Königin Elizabeth II ernannt.
Was das mit Professor Huber und seinem Vortrag zu tun hat, wird der geneigte Leser weiter unten im Abschnitt: DIE WINDSOR-METHODE erfahren.
Das Internet ist voller Anti-Aging-Tipps von Flohsamen bis Eisschwimmen und die Forschung liefert täglich neue. Was davon anwenden? „Bei jedem Menschen funktioniert je nach Alterungstyp etwas anderes“, sagt der Anti-Aging-Spezialist Prof. DDr. Johannes Huber und gibt in seinem neuen Buch „Die vier Quellen der Jugend – Holistisches Anti-Aging“ Hinweise, wie jede und jeder die für sie oder ihn effizienteste Methode findet. Dabei spielen Laborwerte ebenso eine Rolle wie der, laut Prof. Huber, „wichtigste Arzt jedes Menschen: die innere Stimme.“
Insgesamt gibt es vier Alterungstypen, die nach Sollbruchstellen benannt sind: „Immunsystem“, „Stoffwechsel“, „Leber und Niere“. Mit Blutuntersuchungen lässt sich einfach herausfinden, wer welchem Alterungstyp angehört, ebenso mit Selbstbeobachtung. So kann sich etwa, wer regelmäßig an Grippe oder grippalen Infekten erkrankt, dem Alterungstyp „Immunsystem“ zuordnen und die für diesen Typ prädestinierten Anti-Aging-Maßnahmen ergreifen. Die zielen dann vorwiegend auf eine Stärkung der Immunabwehr ab.
Prof. Huber verweist bei der Auswahl von Anti-Aging-Methoden auch auf natürliche Instinkte, die alle Menschen evolutionär mitbekommen haben, die sich in einer industrialisierten Medizin aber zurückentwickelt haben. „Der Bärlauch hat seinen Namen daher, weil ihn Bären nach dem Winterschlaf instinktiv als Mittel gegen Parasitenbefall fressen“, sagt Prof. Huber. „Dieses Wissen darüber, was uns guttut, schlummert auch tief in uns, wir müssen nur wieder einen Zugang dazu finden.“
DIE ROLLE DER HORMONE IN DER ANTI-AGING-MEDIZIN
Besonderes Augenmerk legt der als „Hormon-Papst“ bekannte Spezialist auf die Rolle der Hormone beim Anti-Aging. In seinem Buch stellen sich vier Frauen jenseits der 70 vor, die seit mindestens 25 Jahren Hormone nehmen und psychisch und physisch verblüffend jung geblieben sind. Offen sprechen sie über ihre Erfahrungen und über ihr intaktes Liebesleben, Fotos und Videoaufzeichnungen von oder mit diesen Frauen liegen vor. Ursprüngliche Vorbehalte, derartige Hormonersatztherapien würden das Krebsrisiko erhöhen, sind inzwischen widerlegt, betont Huber, der dazu Studienergebnisse liefert: Richtig gemachte Hormonersatztherapien senken das Brustkrebsrisiko sogar.
FASTEN, BEWEGUNG, KÄLTE UND STRESS
Prof. Huber belegt, dass die beim Menschen wirksamen in der Natur vorkommenden Anti-Aging-Substanzen wie Salicylsäure Pflanzen immer dann produzieren, wenn sie Stress etwa durch Witterung ausgesetzt sind. Ein Phänomen, das es auch beim Menschen gibt. „Evolutionär bedingt produziert unser Körper jung haltende Substanzen zum Beispiel, wenn wir hungern, frieren oder flüchten müssen (also Sport betreiben). Mittlerweile ist die Anti-Aging-Medizin aber so weit, die Produktion dieser Stoffe auch durch Nahrungsergänzungsmittel oder Medikamente anzuregen. So etwa fördert der Stoff Spermidin genau wie das Fasten die Autophagie (Zellreinigung) und neue Medikamente haben einen ähnlichen Effekt wie Eisschwimmen oder kalt Duschen.“
DIE WINDSOR-METHODE
In dem komplexen, teils aus der Antike und teils aus den Labors der modernen Anti-Aging-Forschung stammenden medizinischen Wissen in „Die vier Quellen der Jugend“ finden sich auch zahlreiche konkrete Anwendungen. Eine davon ist das Gerstenwasser der britischen Windsor-Familie, das Queen Elizabeth II. seit ihrer Kindheit täglich trinkt. Das Auskochen der Gerste setzt das Zuckermolekül Beta-Glucan frei, das auf das Immunsystem wie eine Impfung wirkt und damit vor Bakterien und Viren schützt. Die derzeitige Forschung deutet darauf hin, dass sich damit womöglich sogar Krebs verhindern lassen könnte. Prof. Huber: „Womöglich hat Queen Elizabeth so etwas wie ihre eigene Impfung gegen Krebs entdeckt.“
BLICK IN DIE ZUKUNFT
Die Anti-Aging-Medizin bietet zahlreiche Möglichkeiten, konfrontiert aber auch mit moralischen Fragen. Wie werden die Menschen leben, wenn sie durchschnittlich über hundert Jahre alt werden? Wie lange werden sie arbeiten? Wer wird für sie bezahlen oder auf wessen Kosten werden sie leben? Wie umgehen mit dem Konflikt zwischen Jung und Alt, der damit zwangsläufig wachsen wird?
WHO WANTS TO LIVE FOREVER?
Zu der Frage ist es wirklich wünschenswert 150 Jahre alt zu werden, glaubt Prof. Huber, dass sich an dieser Front das heutige Denken aufstellt. Wir sehen jetzt eine Titanenschlacht, so sagte er, zwischen der naturalistischen Weltausprägung und der allgemeinen Kulturtheorie und das ist der große Kampf unserer Zeit.
Das Café Ministerium platzte diesmal wirklich fast aus allen Nähten, so publikumswirksam war die Ankündigung Prof. DDr. Johannes Hubers Vortrag zu seinem neuen Buch „Die vier Quellen der Jugend: Holistisches Anti-Aging“. Intensiv und interessiert auch die Fragen unserer Mitglieder, bemerkenswerterweise diesmal alles Damen, die sie vortrugen, von Prof. Huber geduldig beantwortet. Für die interessierten Leser habe ich am Ende der Fotoserie einige Bilder seiner Slides hinzugefügt.
Was dann folgte, war die schon legendäre Gastfreundschaft unseres Cafés Ministerium, das uns mit einem sehr ausgiebigen, variierten Flying Dinner und Getränken mehr als nur verwöhnte! Es erübrigt sich sogar diesmal meinem Bedauern für diejenigen, die es verabsäumt haben, dabei zu sein, Ausdruck zu verleihen, denn sie hätten ohnehin keinen Platz gefunden! First come, first served!
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