Rückblick auf die Trauerfeierlichkeiten für Königin Elizabeth II. in der Curhaus-Kapelle am 14.9.2022.

Von Wolfgang Geißler

Eigentlich hätte es ja eine besondere Feier werden sollen. Am Mittwoch, den 14. September planten wir ein Fest in der Britischen Botschaft zum 12. Geburtstag der Österreichisch-Britischen Gesellschaft, verspätet, wie so alles, das durch die Pandemie ins Wasser gefallen ist und hatten schon ein volles Haus! Nichts ist wieder daraus geworden. Am 8. September 2022 verstarb unerwartet I.M. Königin Elizabeth II. im Alter von 96 Jahren im schottischen Schloss Balmoral. Somit musste die Veranstaltung selbstverständlich kurzfristig abgesagt werden.

Unser Präsident Prof. Dr. Kurt Tiroch zögerte nicht lang und gab den Auftrag, eine Gedenkfeier für die verstorbene Königin in der Curhaus-Kapelle der Dom- und Metropolitanpfarre St. Stephan für den 15. September 2022 zu organisieren.

Diese Aufgabe fiel auf unseren Secretary General Jochen Ressel, der Dank seiner engen Verbindung zu Sankt Stephan als Ensemblemitglied des Domchores der Wiener Dommusik eine würdevolle Veranstaltung in kürzester Zeit von höchster Qualität sozusagen aus dem „Boden stampfte“. Das geschah dann auch!

52 Mitglieder versammelten sich um 16 Uhr zu Ehren Ihrer Majestät in der Curhaus-Kapelle.

Nach einleitenden Worten von Jochen Ressel folgte eine Orgel-Improvisation der Hymne „God save the King“. Es war schon ein merkwürdiges Gefühl, als Thomas Heinrich, Organist in St. Stephan, eingangs die tiefsten Register der Orgel auf uns losließ, die wie ein dumpfes Rumpeln eines sich anbahnenden Erdbebens uns durchdringend den Raum scheinbar zum Vibrieren brachte.

In meinen vierzig Jahren in Großbritannien „erlebte“ ich etliche österreichische Botschafter, die für mich, als Auslandsösterreicher, zuständig waren. Wohl traf ich keinen von ihnen, meine Kontakte waren bloß auf die Verlängerung bzw. Ausstellung meines Passes beschränkt.  Jedoch hatte ich enge berufliche Kontakte mit den österreichischen Konsuln in Edinburgh. Umso mehr wurde ich auf die Ankunft des neuen Botschafters, Dr. Alexander Christiani aufmerksam, der im Jahr 2000 für fünf Jahre die Geschäfte in London übernahm, neun Jahre vor meiner endgültigen Rückkehr nach Wien. Seine aristokratisch elegante Ausstrahlung machte damals schon einen großen Eindruck auf mich.

Nach der Beendigung der Orgel-Improvisation trat Vizepräsident Botschafter Dr. Alexander Christiani an den Ambo, um uns seinen Erlebnisbericht „Persönliche Begegnung mit Ihrer Majestät“ zu erzählen. Es freut mich sehr, ihn in seiner gesamten Länge weiter unten veröffentlichen zu dürfen.

Der Autor dieser Zeilen hatte anschließend die Ehre, ein Gedicht „For Elizabeth“ von Philippa Atkin vorzutragen. Philippa Atkin lebt in Halifax, Yorkshire und beschreibt sich unter anderem als „word manipulator“. Den Text des Gedichtes kann man in meiner Fotoserie finden und lesen.

Pater Konstantin Reymaier ist Domkurat, Leiter des Referates für Kirchenmusik der Erzdiözese Wien sowie Mitglied der Erzbischöflichen Cur. Von 1997 bis 2001 war er Musikdirektor am Mansfield College der Oxford University und lehrte an der Cambridge University. Seine persönlichen Eindrücke teilte er uns im Vortrag „Schwer ruht das Haupt, das eine Krone drückt“ mit. Berufung, Disziplin, Hingabe des eigenen Lebens für höhere Werte, Dienst, Liebe und Kontinuität fanden dabei Erwähnung sowie auch das Zitat „I declare before you all that my whole life whether it be long or short shall be devoted to your service.”  (I.M. Königin Elizabeth II.

Flankiert von Tanja Corkovic-Mayerhofer und Sanja Corcovic war es zuletzt an der Reihe unseres Präsidenten Prof. Dr. Kurt Tiroch an den Ambo heranzutreten. Jeder von ihnen las eines der drei Fürbitten.

Schön laut und inbrünstig das Singen der Hymne „God save the King“! Nach dem Segen durch Domkurat P. Konstantin Reymaier ging es dann an das üppige Buffet von köstlichen Brötchen und perlenden Sekt, bereitgestellt vom Café Ministerium.

Und nun zum Vortrag unseres Vizepräsidenten Botschafter Dr. Alexander Christiani:

Einige Worte zu den persönlichen Begegnungen mit

Königin Elisabeth II

 von

Vizepräsidenten Botschafter Dr. Alexander Christiani

Meine Frau und ich waren Ende Juni 2000 vom Königreich der Niederlande kommend, in London eingetroffen und ich hatte sogleich zu meiner Freude erfahren, dass uns die Königin bereits sehr bald, und zwar am 21. Juli zur Überreichung meines Beglaubigungsschreibens empfangen würde .

Die Zeremonie war für 12 Uhr Mittag angesetzt und meine Erwartung war von gewisser Sorge geprägt, wie uns Ihre Majestät angesichts der damals noch herrschenden Boykottmaßnahmen europäischer Staaten gegen Österreich empfangen würde. Es war allerdings bekannt, dass das Vereinigte Königreich unserem Land gegenüber damals weit weniger feindlich eingestellt war, als andere europäische Staaten. Trotzdem wäre es durchaus möglich gewesen, dass die Königin uns einen zwar freundlich-korrekten, jedoch merkbar kühlen Empfang bereiten könnte.

Zu meiner Freude und Erleichterung war jedoch davon in der nächsten Stunde der Audienz nichts zu bemerken. Ihre Majestät empfing zunächst mich mit großer Freundlichkeit und zum ersten Mal durfte von der Übergabe des Beglaubigungsschreibens auch ein offizielles Foto gemacht werden. Der von mir, nach guter österreichischer Tradition, mehr oder weniger perfekt gelungene Handkuss, wurde dann auch einer breiteren Öffentlichkeit bekannt.

Vier Jahre zuvor konnte ich einem anderen royalen Staatsoberhaupt, Königin Beatrix der Niederlande mein Beglaubigungsschreiben überreichen. Der Unterschied in beiden Begegnungen konnte nicht größer sein. Während die

perfekt deutsch sprechende Holländische Königin sich über eine angeregte politische Diskussion erfreute, wurde derartiges seitens der britischen Königin sorgsam vermieden. Ich wurde vorher instruiert, dass ich Themen politischer Natur, sowie alles außerhalb meiner Familie, nicht zur Sprache bringen sollte. Allerdings zeigte die Königin im Gespräch an den Erfahrungen meiner vorherigen diplomatischen Posten durchaus Interesse.

Bemerkenswert war, dass meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ich, trotz der mittäglichen Stunde, im Frack und langem Kleid aufzutreten hatten, während die Königin diesmal ohne ihre berühmte Handtasche und meine Frau nach Tageszeit gekleidet waren. Des Rätsels Lösung wurde mir von einem Hof-Beamten so erklärt: „You know, Ambassador, the Queen meets you and your Diplomatic colleagues formally, whilst your wife is being received socially”.

Nach ungefähr 20 Minuten wurde meine Frau dazu gebeten und Elisabeth II. erkundigte sich, ob wir durch den Tunnel nach London gekommen waren. In diesem Zusammenhang bewies die Königin den Insidern durchaus bekannten Humor in der Schilderung des von ihr gemeinsam mit dem französischen Präsidenten Mitterrand eröffneten Untersee -Tunnels zwischen Frankreich und Großbritannien. Nachdem der französische Präsident ,contre coeur-er litt unter ausgeprägter Klaustrophobie- schon die gemeinsame unterirdische Fahrt mit der Königin von Calais nach Dover absolvieren musste, bestand er darauf, die Rückreise nach Paris mit dem Flugzeug zu unternehmen, um ein zweites Mal dem Tunnel zu entkommen. Ihre Majestät erzählte uns dies durchaus ironisch und schien sich über die diese persönlichen Probleme des Französischen Staatspräsidenten zu amüsieren.

Es gab in den folgenden Jahren immer wieder Gelegenheiten, die Königin und ihre Familie zu treffen, bzw. aus nächster Nähe zu beobachten: In besonderer Erinnerung ist mir das berühmte jährliche Pferderennen in Ascot, das die Königin in den vielen Jahren angeblich nur ein einziges Mal versäumt hatte. In der Diplomatenloge -direkt neben dem sogenannten Aquarium, der königlichen Box- konnten wir beobachten, wie sie ihre legendäre Zurückhaltung für einen Moment aufgab und beim Siegeslauf ihres Pferdes wie ein Teenager plötzlich aufsprang und heftig applaudierte.

Die weiteren persönlichen Begegnungen mit der Königin spielten sich in Windsor und im Buckingham Palast ab, wo Empfänge zu Ehren des Diplomatischen Corps stattfanden. Obgleich ihr diese stundenlange Zeremonie wohl keine allzu große Freude bereiten konnte, bewies sie auch bei diesen Gelegenheiten ihre legendäre Freundlichkeit und Disziplin und sie ließ sich keine Ermüdung anmerken. Abgesehen von freundlichen Worten zu den Gästen, kam es allerdings dabei nie zu einer Konversation im eigentlichen Sinne.

Dies übrigens ganz im Gegensatz zu ihrem Sohn, dem damaligen Kronprinz Charles, der mich bei mehr als einer Gelegenheit, in eine Diskussion über die Wichtigkeit des biologischen Anbaus und des Klimaschutzes in Österreich verwickelte.

Prinz Philip andererseits, hatte immer für fast alle einige sarkastische Worte bereit, die ihm allerdings selbst größere Freude als den Angesprochenen zu bereiten schienen.

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Als sich meine Frau und ich vor zwei Tagen in das Kondolenzbuch in der britischen Residenz eintrugen und die vielen Menschen sahen, die ihre Trauer und ihr Mitgefühl ausdrucken wollten, wurden mir die persönlichen Begegnungen mit einer wahrlich bemerkenswerten Frau wieder bewusst und ich schätze mich glücklich, diese Erinnerung als Teil meines Lebens bewahren zu können.

SIE MÖGE IN GOTTES GNADE RUHEN

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