(Rückblick auf die Veranstaltung „Cybercrime, die neue Pandemie-ist die Bekämpfung chancenlos?“  in der Diplomatischen Akademie am Mittwoch, 17.11.2021) 

von Wolfgang Geißler

 „Jetzt ist schon wieder was passiert!“ So beginnen die bekannten Brenner – Kriminalromane von Wolf Haas, was mir diesmal treffend als Einleitung dienen darf. Rund 18 Stunden sind seit dem Vortrag des Dr. Pichlmayer über „Cybercrime, die neue Pandemie-ist die Bekämpfung chancenlos?“ ins Land gezogen und schon „ist wieder was passiert!“. Die echte Pandemie schlägt mit einem neuen totalen 20-tägigen Lockdown ab nächstem Montag zu. Erinnern wir uns, was eigentlich eine Pandemie ist. Man beschreibt sie als eine neue, aber zeitlich begrenzte in Erscheinung tretende, weltweite starke Ausbreitung einer Infektionskrankheit mit hohen Erkrankungszahlen und in der Regel auch mit schweren Krankheitsverläufen.

Cybercrime mit einer bzw. „der“ Pandemie auf eine Stufe zu stellen, ist sicherlich nicht verfehlt, denn sie zeigt viele Merkmale, die mit der medizinischen verglichen werden können. Sie ist primär eines, nämlich länderübergreifend. Wobei sie, die Cyberkriminalität aus kriegerischen Aktivitäten, der hybriden Kriegsführung, entstanden ist. Man darf sicherlich darüber nachdenken, ob das Virus von Wuhan auch nicht, wenn vielleicht ungewollt,  aus solchen militärischen Berechnungen entstammte. Der Begriff Computerkriminalität oder Cyberkriminalität umfasst alle Straftaten, die unter Ausnutzung der Informations- und Kommunikationstechnik oder gegen diese begangen werden, wobei das Wort Cyber die von Computern erzeugte virtuelle Scheinwelt bezeichnet. Nur ist in diesem Fall die virtuelle eng mit der realen Welt verknüpft.

Man muss es nur so sehen: Auch Cyberwarriors, also diese „Hackers“ im Dienste von Staaten, haben genügend freie Zeit, die sie dazu verwenden, gewinnbringend einzusetzen. Gelegenheit dazu gibt es genügend. An erster Stelle steht sicherlich das allgemeine mangelnde Bewusstsein der Gefahren in der Öffentlichkeit, die Unterschätzung oder das Ignorieren der Risiken im Umgang mit Computern und ähnlichem. Dazu kommt auch die für die Täter große Attraktion des „Perfekten Verbrechens“, enormes Erfolgspotential und fast keine Kehrseite. Hier gilt auch der in der Produktion bekannte Begriff „Economy of Scale“, der besagt, dass die im Unternehmen für Produkte anfallenden Kosten mit steigender Produktionsmenge sinken wie der gebündelte Zugang durch sogenannten „Schlüsseldienste“, wie sie die Softwarelieferanten darstellen.

Unsere Kapuzenträger von Anonymous profitieren von der Ausbeute der Ransomware, einer Erpressersoftware, die durch ein Schadprogramm Computers sperrt oder darauf befindliche Daten verschlüsselt und erst wieder durch die Zahlung eines Lösegelds in Bitcoin oder anderer Kryptowährungen freigibt.

Sehr erfolgreich ist auch der CEO-Betrug. Bei dieser Betrugsmasche versuchen Täter, entscheidungsbefugte Personen eines Unternehmens zu manipulieren, damit diese hohe Geldbeträge ins Ausland überweisen. Dabei spiegeln die Täter vor, bis zu einem computergenerierten Telefonats der „echten“ Stimme des Chefs, der Auftrag käme unmittelbar vom Chef des Unternehmens (CEO).

Befeuert werden diese kriminellen Unternehmen von der Existenz der Kryptowährungen, wie Bitcoin, Monero und Co. Eines ist klar: Man kann Zahlungen nie mit einer Person in Verbindung bringen, absolute Anonymität ist somit garantiert. Eine logische, jedoch unwahrscheinliche Schlussfolgerung ist, könnte man Cryptocurrencies abschaffen, dann würde man den Kriminellen das Leben so ziemlich schwer machen.

Der kriminelle Fortschrittsgeist unter den Hackern wird noch weiter durch die vielen neuen Applikationen und Updates unterstützt. Am Ende, das muss man leider erkennen, steht nur der Mensch als Schwach- und Knackpunkt dem Hackerkollektiv gegenüber.

Bleibt letztendlich die knallharte Frage im Raum stehen. „Ist die Bekämpfung chancenlos?“.  Unabhängig davon, wie man persönlich diese Frage beantwortet, Tatsache bleibt: „Wer kämpft, kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren.“

Mit dieser vielleicht indifferenten Antwort und nach einer intensiven Diskussion erfreuten wir uns wieder umringt von Freunden an den unaussprechlich guten Canapés und köstlichen Weinen der Diplomatischen Akademie.

So, jetzt geht es in den Lockdown.

 
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